Was sind Cannabinoide?
Cannabinoide sind Inhaltsstoffe der Hanfpflanze (Cannabis) und deren synthetische Derivate. Sowohl die natürlich vorkommenden, als auch die synthetischen Varianten der Pflanzenstoffe besitzen das gleiche chemische Grundgerüst.1,2 Bei Phytocannabinoiden handelt es sich um sogenannte „sekundäre Pflanzenstoffe“, die die Drüsen, die sich auf der Pflanzenoberfläche befinden, in Form von Harz bilden. Dieser Harz dient der Pflanze dazu, sich vor Fressfeinden und Mikroorganismen zu schützen.1 Zu den wohl bedeutendsten Cannbinoiden gehören Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD)3, welche bereits lange vor der Entschlüsselung ihrer chemischen Struktur Anklang in der Medizingeschichte fanden.4
Seit 2017 kann Medizinalcannabis für schwer kranke Patienten mit bestimmten Indikationen verordnet werden.4 Cannabinoide wirken durch die Bindung an die körpereignen Cannabinoid-Rezeptoren CB1 und CB2.5 Diese sind im gesamten Körper verteilt und erfüllen dort als Teil des Endocannabinoidsystems (ECS) verschiedene Funktionen.5 Das ECS wird an dieser Stelle genauer beschrieben. Die beiden Cannabinoide THC und CBD können sowohl aus der Cannabispflanze extrahiert, als auch synthetisch hergestellt werden.3
THC und zahlreiche andere Phytocannabinoide wie CBD, CBC, CBG, CBDV und THCV wurden 1960 das erste Mal entdeckt. Vier Jahre später gelang die erfolgreiche Isolierung und Synthetisierung von THC.6 Heutzutage sind über 100 verschiedene Cannabinoide bekannt.6 Dass die verschiedenen Cannabinoide unterschiedlich auf die CB1- und CB2-Rezeptoren wirken, erklärt die vielfältigen Effekte bei der Verwendung von Medizinalcannabis.7

So wirkt THC (Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol):

So wirkt CBD (Cannabidiol):
- Keine oder nur sehr schwache psychotrope Wirkung7
- Bindet nur schwach an die CB1/2-Rezeptoren7
- Beeinflusst dafür weitere Rezeptoren, Kanäle und Enzyme7
- Zeigt krampflindernde, antiepileptische, angstlösende, antientzündliche und antiemetische Wirkung8
CBC: Cannabichromen; CBD: Cannabidiol; CBG: Cannabigerol; CBDV: Cannabidivarin; ECS: Endocannabinoidsystem; THC: Δ9-trans-Tetrahydrocannabinol; THCV: Tetrahydrocannabivarin
Referenzen:
- Grotenhermen F. (2016) Endogene Cannabinoide und das Endocannabinoidsystem. In: von Heyden M., Jungaberle H., Majić T. (eds) Handbuch Psychoaktive Substanzen. Springer Reference Psychologie. Springer, Berlin, Heidelberg. doi.org/10.1007/978-3-642-55125-3_39.
- Spektrum. Lexikon der Neurowissenschaft: Cannabinoide, unter: www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/cannabinoide/1851 (zuletzt aufgerufen März 2025).
- Bialas P, Drescher B, Gottschlung S et al. Cannabispräparate bei chronischen Schmerzen: Indikationen, Präparateauswahl, Wirksamkeit und Sicherheit. Erfahrungen der saarländischen Schmerztherapeuten. Schmerz 2019;33(5):399–406.
- § 31 Abs. 6 SGB V.
- Grotenhermen F, Müller-Vahl K: The therapeutic potential of cannabis and cannabinoids. Dtsch Arztebl Int 2012; 109(29–30):495–501.
- Russo EB. Taming THC: potential cannabis synergy and phytocannabinoid-terpenoid entourage effects. Br J Pharmacol 2011;163:1344-1364.
- Abramovici H, Lamour S-A, Mammen G. Information for Health Care Professionals. Cannabis (marihuana, marijuana) and the cannabinoids. Oktober 2018.
- Häußermann K, Grotenhermen F, Milz E. Cannabis. Arbeitshilfe für die Apotheke. 2. aktualisierte Auflage. Deutscher Apothekerverlag, Stuttgart. 2018.
- Grotenhermen F, Häußermann K. Cannabis. Verordnungshilfe für Ärzte. 3. aktualisierte Auflage. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart. 2019.










